Es ist ein Geschenk,
wenn wir Menschen haben,
die uns auch verstehen,
wenn wir die richtigen Worte nicht finden,
umständliche Sätze bauen,
manches nicht zu sagen wagen
und vieles nur andeuten;
Menschen, die geduldig sind
und Verständnis haben,
wenn wir den richtigen Zeitpunkt verpassen;
wenn wir etwas wieder sagen,
das wir bereits gesagt haben;
noch einmal fragen,
obwohl alles erklärt worden ist.
Wir könnten es versuchen,
über den eigenen Schatten springen,
nachgeben statt nachtragen,
zuhören statt verhören,
anbieten statt verbieten,
fördern statt fordern;
die Türe öffnen,
miteinander reden und essen,
einander ernst nehmen und helfen,
füreinander da sein;
trotz allem neu anfangen,
vertrauen, dass es sich lohnt:
Das Gute sehen statt Fehler zählen,
Brücken bauen statt Mauern erhöhen.
Über den eigenen Schatten springen,
es wäre ein grosser Schritt!
Wir müssten ihn wagen,
würden einander näher kommen.
Ich möchte so bei dir sein,
dass du stark wirst, immer mehr wagst,
zu sagen,
was dir wichtig ist;
zu wünschen,
was du möchtest;
zu bitten,
wenn du etwas brauchst;
zu fragen,
wenn du etwas nicht weisst;
Grenzen zu setzen,
bevor es zu viel ist;
nein zu sagen,
wenn es nicht stimmt.
Ich möchte,
dass du immer mehr wagst,
selbst zu entscheiden,
auch wenn es anderen nicht gefällt;
deinen Weg zu gehen,
auch wenn niemand dich begleitet.
Ich möchte,
dass du an dich glaubst,
deine Werte siehst,
für dich einstehst,
dir treu bleibst.
Ich freue mich mit dir,
wenn du dein Leben lebst.
Wir lernen Französisch,
damit wir unsere Landsleute und ihre Kultur verstehen;
wir lernen Englisch,
weil das die wirtschaftlichen Verhältnisse erfordern;
wir lernen Grammatik, Interpunktion und Orthographie,
weil dies zur Allgemeinbildung gehört.
Wo aber lernen wir mit jenen sprechen,
die uns ganz nahe stehen;
wo und wie lernen wir sagen,
dass wir uns angegriffen und verletzt,
niedergeschlagen und einsam fühlen;
müde oder verzweifelt,
traurig oder glücklich sind;
wo lernen wir sagen,
was wir wünschen und brauchen;
wo lernen wir,
welche Form wann angemessen,
welche Zeichen wann gesetzt
und wie wir etwas sagen müssen,
damit unser Gegenüber zuhört und versteht
und versucht zu sagen,
was ihm wichtig ist;
und wo lernen wir zuhören und verstehen,
was unser Gegenüber sagt oder sagen will
und annehmen,
dass es manchmal richtig ist
zu schweigen und zu warten,
bis sich alles beruhigt hat?
Wir brauchen andere Menschen,
aber nicht solche,
die scheinbar alles wissen und können,
über uns bestimmen und massregeln.
Wir brauchen Menschen,
die uns geduldig zuhören und verstehen,
dass wir oft die passenden Worte nicht finden,
den richtigen Zeitpunkt verpassen,
schweigen, weil wir Angst haben,
aggressiv sind, weil wir uns verletzt fühlen.
Wir brauchen Menschen,
die zu uns stehen, obwohl wir sie enttäuscht
und uns verzeihen, obwohl wir gefehlt haben;
die uns ermutigen, wenn wir niedergeschlagen
und bei uns bleiben, obwohl wir abweisend sind;
die nicht urteilen und richten,
sondern sich einfühlen und uns aufrichten.
Wir brauchen Menschen,
die glauben, dass in uns selbst steht,
was für uns richtig ist;
die uns helfen, diese Stimme zu hören
und uns ermutigen, ihr mehr zu glauben
als all jenen, die uns drohen und schmeicheln.
Wir können versuchen,
anderen Menschen dieser Mensch zu sein.
Rechne damit, dass
deine Bemühungen nicht beachtet,
deine Vorschläge zurückgewiesen,
deine Angebote nicht geschätzt werden;
rechne damit, dass
dein Einsatz belächelt wird,
manches nicht erfolgreich ist,
vieles keinen Bestand hat.
Vertraue trotzdem darauf, dass
jedes gute Wort wirkt,
bejahende Blicke ermutigen,
zärtliche Berührungen heilen.
Du kannst Grosses bewirken,
wenn du an dich glaubst,
machst, was du kannst,
bist, was und wie du bist.
Du bist für mich da,
bist mir nahe,
aber lässt mir Raum;
bietest dich an,
aber drängst dich nicht auf;
sprichst mich an,
aber überredest mich nicht;
reichst mir die Hand,
aber hältst mich nicht fest;
mutest mir etwas zu,
aber überforderst mich nicht;
hörst mir zu
und akzeptierst mein Schweigen;
Du bist für mich da,
ruhig, geduldig,
du nimmst dir Zeit
und lässt mir Zeit.
Du bist für mich da,
wendest dich mir zu,
begleitest mich
und freust dich,
wenn ich meinen Weg selbst finde.
Du bist für mich da,
neben dir lerne ich,
mich anzunehmen,
an mich zu glauben,
in mir Halt zu finden,
meinen Weg zu gehen,
zu werden, was ich sein kann.
Du bist für mich da,
ich danke dir.
Wir alle brauchen immer wieder Mitmenschen,
die uns, wenn wir ganz und gar resigniert
und voller Selbstzweifel sind,
die Hand reichen und verständnisvoll sagen:
«Richte dich auf!
Du magst vieles falsch gemacht haben,
bist vielleicht vieles schuldig geblieben.
Es mag stimmen,
dass dir manches nicht gelungen,
dass du vieles versäumt
und vieles gar nicht gewagt hast.
Und wahrscheinlich wird dir
auch in Zukunft nicht alles gelingen,
du wirst wieder Fehler machen,
nicht perfekt sein.
Das alles ist aber kein Grund,
aufzugeben, alles liegen zu lassen,
selbst liegen zu bleiben, nichts mehr zu tun.
Du hast Fähigkeiten, setze sie ein.
Ich glaube an dich, will dich ermutigen,
noch einmal anzufangen, neue Ziele zu setzen,
neue Schritte zu wagen.
Vergleiche dich nicht mit anderen,
mach, was dir möglich ist
und freue dich an dem, was dir gelingt.»
Gedanken zu MK 2, 1-12
Ich bin all jenen dankbar,
die mich gehalten,
aber nicht festgehalten,
meine Bemühungen gesehen
und meine Bitten gehört,
mich immer wieder gefordert,
aber nicht überfordert,
mich gefragt,
aber nicht ausgefragt haben,
und all jenen, die mir vertrauen,
obwohl ich sie enttäuscht,
mir verzeihen,
obwohl ich sie verletzt,
mit mir unterwegs bleiben,
obwohl ich oft nicht genügt habe.
Einander Mitmensch sein,
so aufeinander zugehen,
dass niemand Angst hat,
sich niemand verstecken,
zurechtbiegen und verbiegen,
etwas vortäuschen und vorspielen muss.
Einander so begegnen,
dass wir wagen zu sein,
wer wir zutiefst sind;
unsere Talente sehen und bejahen,
wachsen lassen, was angelegt ist;
annehmen, dass vieles nicht so ist,
wie wir es gerne hätten.
Einander ermutigen,
Geduld zu haben,
wenn manches nicht gelingt;
Fragen zu stellen,
wenn wir etwas nicht wissen;
Neues zu wagen,
auch wenn wir nicht ganz sicher sind.
Miteinander dankbar sein
für all das Schöne,
das uns geschenkt ist;
für die Aufgaben,
die uns gestellt sind,
und das Ungewisse,
das uns erwartet.
Miteinander und füreinander leben,
teilen und Anteil nehmen,
fragen und antworten,
helfen und heilen,
aufrichten und fördern,
unterstützen und ermutigen;
geniessen und verantworten.
Es soll ein guter Tag werden
für mich.
Ich lasse mir Zeit,
will ruhig werden,
wahrnehmen, was ist,
meine Gedanken sammeln,
meine Gefühle ordnen,
sehen, was auf mich zukommt,
mit Überraschungen rechnen,
mich den Aufgaben stellen,
das Positive sehen
und dankbar sein für jede Erfahrung.
Es soll ein guter Tag werden
für all jene, mit denen ich lebe.
Ich will ihnen offen begegnen,
zuhören und Anteil nehmen,
ihnen zeigen, wie wertvoll sie sind
und sie ermutigen,
ihre Meinung zu vertreten,
ihren Weg zu gehen;
mich freuen, wenn sie Schritte wagen,
Risiken eingehen, aus Fehlern lernen,
sich nach Schwierigkeiten wieder aufrichten
und Neues wagen.
Fragen nach dem Besuch bei L
Was muss geschehen sein,
dass du am Morgen nicht aufstehen,
nichts sehen und hören magst,
dass du niemandem traust,
dich nicht aus dem Haus wagst,
weil du vor jeder Begegnung Angst hast?
Was muss geschehen sein,
dass du keine Kraft mehr hast,
alles mühsam und schwer ist,
Sorgen dich niederdrücken,
jede Hoffnung verloren ist
und du jede Aufmunterung als Spott empfindest?
Was muss geschehen sein,
dass du dir nicht mehr nimmst,
was du zum Leben brauchst,
dass du keinen Sinn mehr siehst,
den Glauben verloren hast
und nicht mehr leben willst?
Was ist geschehen, --
und was müsste geschehen,
dass du trotz allem
das Schöne wieder sehen,
das Gutgemeinte wieder hören
und Hilfe annehmen kannst?
Es ist ein Glück,
wenn wir Menschen haben,
die an uns glauben
uns unterstützen und fördern;
wenn wir Menschen haben,
die vertrauensvoll und stark sind,
für uns da sind, wenn es uns nicht gut geht;
wenn Menschen uns ermutigen,
nicht aufzugeben, wenn es Schwierigkeiten gibt;
wenn Menschen von uns nicht mehr erwarten
als wir geben und tun können;
wenn Menschen uns nicht befehlen und ausfragen,
sondern wohlwollend annehmen und verzeihen;
wenn Menschen uns nicht ungewollt Ratschläge erteilen,
sondern uns zumuten, dass wir den Weg selbst finden;
wenn wir nicht festgehalten und fixiert werden,
sondern immer wieder neu anfangen können;
wenn Menschen uns aufmuntern:
Entscheide selbst,
geh deinen Weg, lebe dein Leben.
Ich träume von einer Welt,
in der Menschen für ein Stück Brot danken,
ein Glas Wasser geniessen,
aus der Stille schöpfen
und in Gesprächen wachsen.
Ich träume von einer Welt,
in der Gutes selbstverständlich
und Anerkennung alltäglich,
in der Wohlwollen ermutigt
und Sein wichtiger ist als Haben.
Mit harten Befehlen,
strikten Anweisungen,
strengen Aufforderungen
kannst du bei Untergebenen
manches durchsetzen;
mit klaren Verboten,
drohenden Worten,
strafenden Blicken
ist es oft möglich,
vieles zu erreichen.
Wenn du aber
die Seele eines Menschen berühren willst,
kommst du mit Befehlen und Verboten nicht weiter.
Dann braucht es eher
einfühlsame Worte,
persönliche Aussagen,
rücksichtsvolle Fragen,
bestätigende Blicke,
anerkennende Rückmeldungen.
Ich möchte dich so ansehen,
dich so ansprechen,
dich so berühren,
so bei dir sein,
dass du es wagst,
zu sagen, was dir wichtig ist,
zu zeigen, was du möchtest,
zu sein wie du zutiefst bist.
Ich möchte,
dass sich entfalten kann,
was in dir angelegt ist;
dass du deinen Gefühlen mehr vertraust
als jenen, die sagen,
sie wüssten genau, was für dich richtig ist;
dass du deinen Weg gehst,
auch wenn er steil und steinig ist;
dass du stark wirst und dich wehrst,
wenn jemand aus dir einen
wie alle anderen machen will.
Wenn du glücklich und frei bist,
leben kannst wie es dir entspricht,
habe ich mein Ziel erreicht.
Wenn ich für dich entscheide,
obwohl du es selber könntest;
für dich etwas mache,
das du selber möchtest;
dir weniger Zeit lasse
als du brauchtest;
deine Ideen nicht ernst nehme
und deine Vorschläge ablehne,
nehme ich dir die Möglichkeit,
wichtige Erfahrungen zu machen,
deine Talente zu entfalten,
Neues zu lernen und Erfolge zu haben.
Ich will einfühlsam für dich da sein,
dir Raum und Zeit lassen,
alles tun, damit du keine Angst haben musst;
geduldig warten und vertrauen,
dass du weisst, was letztlich wichtig ist;
machst, was dir entspricht,
deinen Weg gehen willst,
aus Erfahrungen mehr lernst als aus Belehrungen,
dass wächst, was in dir angelegt ist.
Andere gewandt unterhalten,
das sagen, was wir gehört haben,
Belanglosigkeiten weitergeben,
Vermutungen austauschen,
Oberflächliches darlegen,
über das Wetter reden,
Sprüche machen,
Witze erzählen
können wir überall.
Von mir selbst sprechen:
ausdrücken,
was in mir vorgeht;
sagen,
was mir wesentlich ist;
zugeben,
dass ich schwach bin;
bitten,
wenn ich etwas brauche,
kann ich nur bei Menschen,
bei denen ich mich geborgen fühle.
Es ist ein Wagnis,
einander zu sagen,
einander zu zeigen,
was uns zutiefst betrifft,
was uns freut und ärgert,
war wir brauchen und wünschen.
Auch wenn wir
die geeigneten Worte,
einen günstigen Zeitpunkt,
den richtigen Ton finden,
wissen wir nicht, wie es ankommt,
was der Andere damit macht.
Wenn wir es aber nicht wagen,
uns nicht öffnen,
nicht auf den Anderen zugehen,
verpassen wir die Möglichkeit,
Distanz zu überwinden,
Nähe zu schaffen.
Wenn wir den Schritt wagen,
die Angst überwinden,
uns zeigen wie wir sind,
kann Neues entstehen.
Ich will dir nicht sagen,
was du sagen,
was du tun,
wie du sein musst.
Ich will so bei dir sein,
dass du wagst,
auf dich selbst zu hören;
siehst,
was deine Aufgabe ist;
glaubst,
dass du sein darfst wie du bist.
Ich will so bei dir sein,
dass du selbst entscheidest,
selbst beurteilst,
deinen Weg gehst,
wohin er immer führt,
dein Ziel erreichst,
glücklich bist.
Es stimmt, ich kann nicht allen helfen,
niemand verlangt dies von mir.
Wenn ich aber niemandem helfe,
weil ich nicht allen helfen kann,
habe ich meine Chance vertan.
Ich will meinen Mitmenschen sehen,
ihm geduldig zuhören,
seine Anliegen ernst nehmen,
mit ihm Lösungen suchen,
ihn behutsam begleiten.
Ich will meinen Teil beitragen,
auch wenn es wenig ist,
andere es besser können,
kompetenter sind,
mehr Erfahrungen haben.
Ich freue mich,
wenn ich für Andere da sein,
sie ermuntern und ermutigen kann;
wenn durch mich Angst kleiner
und Vertrauen grösser wird,
fühle mich bereichert,
wenn ich erlebe,
dass das Wenige viel bewirkt,
eine Berührung heilt,
Verständnis Neues ermöglicht.
Es ist schön,
Menschen zu haben,
die sich freuen,
wenn wir uns begegnen.
Es ist schön,
Menschen zu haben,
die Anteil nehmen
Gespräche schätzen.
Ich brauche Menschen,
die geben und nehmen,
lachen und weinen können
und annehmen, dass nicht alles gelingt.
Ich bin gerne bei Menschen,
bei denen ich nicht stark sein muss,
wenn ich mich schwach fühle;
bei denen ich nicht lächeln muss,
wenn ich traurig bin;
bei denen ich angenommen werde,
auch wenn ich anders denke;
bei denen ich nicht ja sagen muss,
wenn ich nicht einverstanden bin;
die nicht erschrecken,
wenn ich Tränen habe;
die von sich und mir nicht erwarten,
dass alles auf Anhieb klappt;
die das Positive sehen
und sich am Schönen freuen;
die noch fragen und staunen können
und dankbar sind für jeden Tag.
Du bist da,
kommst mir nahe,
aber lässt mir Raum;
fragst mich,
aber fragst mich nicht aus;
du schaffst eine Atmosphäre,
die mir ermöglicht,
meine Gedanken zu ordnen,
mich ermutigt,
Schwierigkeiten anzugehen,
mir hilft,
die richtigen Worte zu finden,
mich auffordert,
nicht aufzugeben.
Ich danke dir.
Es ist wichtig,
dass wir einander sagen,
was uns beschäftigt,
was wir wünschen,
was wir brauchen,
was uns gut tut;
dass wir einander auch sagen,
was uns stört,
was uns Mühe macht.
Es ist wichtig, dass wir versuchen,
die richtigen Worte,
den richtigen Zeitpunkt,
das richtige Mass zu finden.
Es ist aber auch wichtig zu bedenken,
dass dies gar nicht so einfach ist,
sicher nicht immer gelingt,
selbst wenn wir uns bemühen.
Deshalb ist es wichtig,
dass wir nachsichtig sind:
eher nachfragen statt schweigen,
uns vergewissern statt fantasieren,
gemeinsam versuchen, weiterzukommen,
zu lernen, was noch nicht gelungen ist
und geniessen,
wenn Neues möglich geworden.
Ich brauche Menschen,
die zu mir stehen,
wenn ich verunsichert bin;
die mich begleiten,
wenn ich alleine nicht mehr mag;
die bei mir bleiben,
auch wenn ich nicht reden kann;
die mich ermutigen,
wenn ich an mir zweifle;
die mir Halt geben,
mich aber nicht festhalten;
die meine Bemühungen sehen,
auch wenn sie erfolglos sind;
die mit Fehlern und Mängeln rechnen
und sich freuen an dem, was gelingt;
die zu mir ja sagen,
auch wenn sie mich nicht verstehen.
Und ich brauche Menschen,
die mich brauchen.
Wenn du immer Ja sagst,
wenn man dich um etwas bittet,
werde ich misstrauisch,
und ich beginne zu zweifeln,
frage mich,
ob du keine eigene Meinung,
keinen eigenen Pläne,
immer Zeit,
aber keine Grenzen hast?
Sagst du immer Ja,
weil du niemanden enttäuschen,
allen gefallen willst;
weil das von dir immer erwartet,
und es selbstverständlich geworden ist;
weil du es nicht gelernt hast,
dich selbst ernst zu nehmen;
weil du Angst hast,
nicht geliebt zu werden?
Wenn du immer Ja sagst,
wenn andere etwas von dir wollen,
bist du nicht ehrlich,
übergehst du dich selbst.
Nimm dich ernst,
deine Wünsche und Bedürfnisse,
deine Grenzen und deine Ängste,
sage Ja zu dir,
sage auch Ja zum Nein.
Vertraue dir selbst
Könnte es sein,
dass du nicht mehr hören,
nicht mehr zuhören magst,
weil dir zu oft gesagt wurde,
was du sagen,
was du tun,
wie du sein musst?
Könnte es sein,
dass du dir fremd wirst,
ganz und gar verwirrt bist,
nicht mehr ein und aus weisst,
deshalb nichts mehr sagen,
nichts mehr tun magst,
allein sein willst?
Wehre dich, sag nein.
Nimm dir Raum,
nimm dir Zeit.
Schweige und höre,
vertraue der Stimme tief in dir,
die dir sagt,
was für dich richtig und wichtig ist.
Ich bin glücklich
du nimmst mich an,
weil ich bin und wie ich bin;
freust dich an meinen Erfolgen,
aber verlangst sie nicht;
siehst meine Mängel,
aber belächelst mich nicht;
hörst mir ruhig zu,
aber fragst mich nicht aus;
verstehst meine Zweifel,
aber belehrst mich nicht;
wartest geduldig,
wenn ich Zeit brauche;
gibst mir Halt,
wenn ich schwach bin;
lässt mich los,
damit ich meinen Weg gehen kann.
Einander fördernd begleiten
Es geht nicht darum,
anderen zu zeigen oder sie gar zu lehren,
was sie machen müssen,
was sie unbedingt unterlassen,
welchen Weg sie gehen sollen,
was für sie richtig ist.
Es geht darum,
eine Atmosphäre zu schaffen,
da alle an sich glauben lernen.
Wir können einander helfen,
dass wir die eigenen Werte
entdecken und entfalten;
einander ehrfürchtig begleiten
und vertrauen, dass in uns alles steckt,
was wir brauchen;
einander Halt geben, wenn es nötig ist
und einander freilassen,
damit wir werden können,
was wir letztlich sind.
Deine Anteilnahme,
als ich sehr traurig war,
stärkte mich;
dein Entgegenkommen,
als ich nicht mehr ein und aus wusste,
zeigte mir neue Möglichkeiten;
dein Einfühlungsvermögen,
als ich an mir zweifelte,
gab mir Sicherheit;
deine Unterstützung,
als mir nichts mehr gelang,
liess mich wieder hoffen;
deine Geduld,
als ich alles auf einmal wollte,
beruhigte mich;
dein Vertrauen,
als ich grosse Angst hatte,
gab mir Halt;
deine Visionen,
die mich faszinierten,
setzten Kräfte frei.
Du hast mich angenommen,
du hast mich aufgenommen,
bei dir bin ich geborgen,
bei dir konnte ich wachsen.
Ich bin dir unendlich dankbar,
fühle mich dir verbunden,
sicher und frei wie noch nie.
Ich bin gerne bei Menschen,
bei denen ich nicht stark sein muss,
wenn ich mich schwach fühle;
bei denen ich nicht lächeln muss,
wenn ich traurig bin;
bei denen ich angenommen werde,
auch wenn ich anders denke;
bei denen ich nicht ja sagen muss,
wenn ich nicht einverstanden bin;
die nicht erschrecken,
wenn ich Tränen habe;
die von sich und mir nicht erwarten,
dass alles auf Anhieb klappt;
die das Positive sehen
und sich am Schönen freuen;
die noch fragen und staunen können
und dankbar sind für jeden Tag.
Wenn du meinst,
alle würden deine Ansicht teilen,
täuschest du dich;
wenn du meinst,
alle würden dich unterstützen,
täuschest du dich noch mehr
wenn du meinst,
alle deine Ziele würden erreicht,
täuschest du dich erst recht.
Mache, was dir richtig scheint,
rechne mit Widerständen
und freue dich an dem, was gelingt.
Erwarte nicht,
dass du immer die treffenden Worte
und den richtigen Zeitpunkt findest,
dass alle dich verstehen
und deine Vorhaben unterstützen,
dass alles reibungslos verläuft
und auf Anhieb gelingt.
Freue dich
an jedem geglückten Schritt,
an jedem kleinen Erfolg.
Oft braucht es nicht viel
Ein bisschen Zeit,
ein gutes Wort,
eine einladende Geste,
ein gütiger Blick,
eine offene Hand
können die Türe öffnen:
Verzagten Hoffnung,
Ängstlichen Mut,
Ratlosen Halt,
Traurigen Freude machen.
Mit ganz wenig
können wir viel Gutes tun.
Brücken bauen
mit Worten,
die bestätigen und ermuntern,
anerkennen und bestärken;
mit Blicken,
die aufheitern und wärmen,
erfreuen und ermutigen;
mit Berührungen,
die gut tun und befreien,
heilen und beleben.
Brücken bauen,
Schwierigkeiten überwinden,
aufeinander zugehen,
zueinander finden,
miteinander Neues ermöglichen.
In dieser Zeit, da für viele von uns vieles anders, extrem gefordert ist,
kann es sein, dass wir an unsere Grenzen stossen,
manchmal an und zweifeln, nicht mehr weiter wissen.
Es ist oft nicht leicht, zu unseren Grenzen zu stehen,
Hilfe anzunehmen, um Hilfe zu bitten.
Es gibt aber meist Menschen,
die uns helfen können und helfen wollen.
Und wir erleben es als besonders schön,
wenn wir einem anderen Menschen dieser Mensch sein können.
Nicht die harte Forderung,
nicht der unnachgiebige Zwang,
nicht der unaufhörliche Druck,
nicht die einengenden Drohungen
bringen uns dazu zu sagen,
was wir fühlen und denken,
was wir wünschen und brauchen;
sondern
das wohlwollende Entgegenkommen,
das aufmerksame Dasein,
das liebevolle Akzeptieren,
das einfühlsame Verstehen,
die zärtliche Nähe,
das bedingungslose Ja
ermöglichen uns zu sagen,
was uns letztlich wichtig ist,
ganz Mensch zu sein.
Ich danke dir
Du hast mich angesprochen,
deine Hilfe angeboten,
geduldig gewartet,
und ich wagte zu sagen,
was ich noch nie gesagt hatte.
Du hast mir zugehört,
versuchtest zu verstehen,
was ich selbst nicht verstand,
und ich spürte, wie Vertrauen wuchs,
fühlte mich geborgen.
Du hast mich unterstützt,
an meine Fähigkeiten geglaubt,
mich ermutigt und gestärkt,
und ich wagte eigene Schritte,
entdeckte neue Möglichkeiten.
Lehrpersonen,
die hart fordern
statt einfühlsam fördern;
lieblos entmutigen
statt hilfreich ermutigen;
vor allem Fehler zählen
statt Fortschritte sehen;
alte Vorlagen immer wieder kopieren
statt dann und wann Neues kreieren;
langweilig dozieren
statt geschickt aktivieren;
allen dasselbe servieren
statt individualisieren;
mit Belehrungen aufregen
statt zum Lernen anregen;
gescheite Theorien verkünden
statt in den Gesichtern der Kinder lesen;
über alles und jedes schimpfen
statt pädagogisch handeln,
selber nichts mehr lernen,
sondern nur noch lehren,
sollten ihren Beruf aufgeben,
ihren Platz Persönlichkeiten überlassen,
die Kinder lieben,
didaktisch verantwortungsvoll
und methodisch vielfältig unterrichten,
begeistert sind und begeistern können.
Ich will auf dich zugehen,
geduldig bei dir sein;
dir zuhören und verstehen,
was du sagen willst;
Worte finden,
die dich ermutigen;
dich begleiten und dir helfen,
wenn du es brauchst;
wohlwollend bei dir sein,
damit deine Angst schwindet
und das Vertrauen wächst.
Ich sage ja zu dir,
möchte, dass auch du ja sagst,
deine Werte siehst,
dich ihrer freust
und sie einsetzest,
dich nicht mit anderen vergleichst,
immer mehr wirst,
was du letztlich sein kannst.
Er will keinen Fehler machen,
niemandem zu nahe treten,
spricht nur über das Wetter,
die aktuellen Ereignisse.
Er sagt nicht, was er denkt,
zeigt keine Gefühle;
er sagt, was man sagt,
eckt niemals an.
Er will keinen Fehler machen,
staunt,
dass ihn niemand versteht,
merkt nicht,
dass Wesentliches fehlt.
Dein aufmerksames Zuhören
spornt mich an, weiter zu denken;
dein geduldiges Warten
ermöglicht mir, eigene Worte zu finden;
deine verständnisvollen Worte
helfen mir, zu Unsicherheiten zu stehen;
deine behutsamen Fragen
fordern mich auf, manches neu zu bedenken;
dein wohlwollender Blick
bestärkt mich trotz aller Bedenken;
dein feinfühliges Reagieren
ermutigt mich zu neuen Schritten;
deine zärtlichen Berührungen
gehen unter die Haut;
dein liebevolles Dasein
weckt ungeahnte Möglichkeiten.
Begegnen wir einander so,
dass Angst schwindet,
Totes belebt,
Schwaches gestärkt,
Neues gewagt wird.
Begegnen wir einander so,
dass jeder ja sagt zu sich selbst,
seinen Mängeln und Fähigkeiten,
seinen Wünschen und Träumen
und allem, was in seiner Tiefe liegt.
Begegnen wir einander so:
Verändern wir diese Welt.
Du bist da,
ruhig und geduldig,
hörst mir zu und verstehst,
dass ich die richtigen Worte oft nicht finde,
manchmal lange schweige,
manches nur andeute
und anderes noch nicht sagen kann.
Du bist da,
nimmst an, was ist,
nimmst mich an,
und ich spüre,
dass in mir Neues entsteht.
Ich will es wachsen lassen,
es mit dir teilen,
wenn es reif ist.
Danken für
bereichernde Begegnungen,
fördernde Gespräche,
hilfreiche Ermutigungen,
wohlwollende Anerkennung;
danken auch für
Fragen, die verunsichert,
kritische Hinweise, die gefordert haben;
annehmen, dass
manches nicht gelungen
und vieles nicht erreicht ist,
Wünsche nicht erfüllt
und Bedürfnisse nicht befriedigt werden;
uns freuen,
wenn wir manchmal zuhören und verstehen,
uns einfühlen und helfen,
Halt geben und loslassen können;
offen sein für das,
was auf uns zukommt;
einsetzen,
was uns möglich ist
und nicht erwarten,
dass alle schätzen, was wir tun.
Glück
Ich habe einen Menschen gefunden,
der zu mir ja sagt,
uneingeschränkt ja sagt,
der sogar ja sagt zu dem,
was ich verdrängt habe.
Ich habe einen Menschen gefunden,
der mich ermutigt,
Missglücktes zu akzeptieren,
Begonnenes zu vollenden,
Neues zu wagen.
____________________________________________________________
Lehrpersonen,
die hart fordern
statt einfühlsam fördern;
abweisend entmutigen
statt hilfreich ermutigen;
vor allem Fehler zählen
statt Fortschritte sehen;
alte Vorlagen immer wieder kopieren
statt dann und wann Neues kreieren;
langweilig dozieren
statt geschickt aktivieren;
allen dasselbe servieren
statt individualisieren;
mit Belehrungen aufregen
statt zum Lernen anregen;
von Traumklassen schwärmen
statt in den Gesichtern der Kinder lesen;
über alles und jedes schimpfen
statt pädagogisch handeln,
selber nichts mehr lernen,
sondern nur noch lehren,
sollten ihren Beruf aufgeben,
ihren Platz Persönlichkeiten überlassen,
die Kinder lieben,
didaktisch verantwortungsvoll
und methodisch vielfältig unterrichten,
begeistert sind und begeistern können.
Dein Platz neben mir ist leer.
Du bist gegangen
auf deine letzte Reise,
wirst nicht mehr zurückkommen,
nicht mehr erzählen,
nicht mehr Anteil nehmen,
wir können uns nicht mehr gemeinsam freuen.
In mir hast du deinen Platz,
wirst ihn für immer behalten.
Ich bin traurig,
dass du gehen musstest,
aber auch dankbar für die Jahre,
die wir miteinander erleben durften.
Leben - trotz allem
Ich liebte dich,
wollte mit dir leben,
alles mit dir teilen,
dir zeigen, wie ich fühle und denke;
ich sagte, was mir wichtig ist,
was mich beschäftigt und verletzt,
was ich wünsche und brauche,
nahm an, wenn du schwiegst;
ich versuchte zu spüren,
wie du denkst und fühlst,
was dir wichtig ist und was dich stört,
was dich freut und was du meidest;
und immer wieder merkte ich,
dass ich dich trotz aller Bemühungen nicht verstehe,
die richtigen Worte nicht finde,
den richtigen Zeitpunkt nicht treffe,
dass du nicht zuhörst und nicht sprechen willst,
mich zurückweist und verärgert reagierst;
ich hatte immer mehr Angst, dich anzusprechen,
zu sagen, was mir wichtig ist,
fühlte mich allein und bedauerte,
dass wir über vieles nicht reden können,
einander nicht mehr nahe kommen,
immer mehr eigene Wege gehen.
Jetzt sage ich vieles nicht mehr,
meide, was letztlich wichtig wäre,
merke, dass keine Nähe mehr möglich ist,
bin traurig, dass dir scheinbar gar nichts fehlt,
obwohl wir nichts mehr miteinander teilen.
Ich bin enttäuscht, muss annehmen, was ist,
suche neue Wege,
bin dankbar für jede Begegnung,
freue mich an dem,
das trotz allem gelingt.
Lieben
Dir feinfühlig begegnen,
dich immer wieder neu sehen,
deine Einmaligkeit entdecken,
dich bedingungslos annehmen,
eine Atmosphäre schaffen,
da wachsen kann, was angelegt,
stark wird, was schwach ist
und Angst keine Chance hat.
Loslassen und zulassen,
verstehen wollen und vertrauen,
dass du deinen Weg findest,
dein Ziel erreichst.
Aussätzige heute
Sie brauchen keine Klapper,
bleiben selbst auf Distanz,
weil sie Angst haben,
erneut abgewiesen,
verhöhnt und verspottet,
gekränkt und verletzt zu werden.
Sie brauchen keine Klapper,
weichen allen Blicken aus,
weil sie nicht glauben können,
Menschen zu treffen,
die sie anhören und verstehen,
annehmen und aufnehmen.
Sie brauchen keine Klapper,
sie brauchten Menschen,
die innehalten und Distanz überwinden,
Mauern brechen und die Hand anbieten,
geduldig warten und ermutigen,
liebevoll da sind und zärtlich berühren.
Perlen
Ich bin dankbar für
den freundlichen Gruss,
die ehrliche
Nachfrage,
den wohlwollenden Rat,
das kurze Gespräch,
die unerwartete
Mail,
die zärtliche Berührung.
Sie ermutigen und stärken mich,
alles anzunehmen,
was mich fordert und
belastet.
Ich fühle mich verbunden
mit fragenden, suchenden,
zweifelnden Menschen,
die unterwegs bleiben
ohne die trügerische Sicherheit
zu wissen, was nachher ist.
Ich fühle mich verbunden
mit vertrauenden Menschen,
die immer wieder straucheln,
Ziele nicht erreichen,
Fehler machen
und trotzdem nicht aufgeben.
Ich will den ersten Schritt tun,
Distanz überwinden;
die Hand anbieten,
Kontakt ermöglichen;
das Schweigen brechen,
Brücken bauen;
dir in die Augen sehen,
meine Bereitschaft zeigen.
(Aus: Dem Glück auf der Spur)
Bejahende Blicke,
geduldiges Zuhören,
verständnisvolles Warten,
rücksichtsvolle Fragen,
einfühlsame Hinweise,
angemessene Hilfen,
anerkennende Rückmeldungen,
zärtliche Berührungen
vermindern Ängste,
stärken Vertrauen,
ermöglichen neues Leben.
Es ist ein grosses Geschenk,
mit Menschen zusammen zu sein,
die nicht darauf aus sind,
immer mehr zu haben,
sondern unterwegs sind zu sich selbst;
Menschen,
die das Wesentliche suchen,
entfalten wollen, was angelegt ist;
die aufeinander hören
und voneinander lernen wollen;
die aufeinander zugehen
und für Mitmenschen einstehen;
die ihre Gefühle zeigen
und so Offenheit ermöglichen;
die herzhaft lachen können
und Trauer verstehen;
die Herausforderungen annehmen
und an ihnen wachsen;
die das Leben geniessen
und für jeden Tag dankbar sind.
Menschen, die wissen,
dass sie ihrem Leben nicht mehr Tage,
aber ihren Tagen mehr Leben geben können.
Ich freue mich,
wenn du bei mir bist,
aber
hilf mir nicht,
wenn ich es selber kann,
auch wenn es lange dauert;
gib mir nicht,
was ich selbst nehmen kann,
auch wenn ich mich anstrengen muss;
stütze mich nicht,
wenn ich selbst stehen kann,
auch wenn es mich fordert;
hole mir nicht,
was ich selbst erreichen kann,
auch wenn ich Umwege mache;
sage mir nicht,
was ich selbst erkenenn kann,
auch wenn ich es nicht so klar sehe.
Lass mir Raum,
lass mir Zeit,
lass mir die Möglichkeit,
selbst zu suchen,
seölbst zu finden,
selbst zu tun,
meine Möglichkeiten zu entfalten,
ich selbst zu sein.
(Aus: Miteinander wachsen, vergriffen)
Wir brauchen Menschen,
die zu uns ja sagen,
uns annehmen wie wir sind,
uns so begegnen,
dass wir wagen,
Gefangenes zu befreien,
Verschüttetes freizulegen,
Angst abzubauen
und Vertrauen wachsen zu lassen.
Wir brauchen Menschen,
die verstehen,
dass manches nicht gelingt;
die uns unterstützen und begleiten,
ermutigen und stärken.
Und wir können anderen
dieser Mensch sein.
Neues ermöglichen
Du sagst nur,
was andere befehlen,
fordern, erwarten, wünschen;
du sagst nur,
was andere sagen
machst nur,
was andere verlangen;
du sagst nicht,
was dich berührt,
was du fühlst und denkst,
was du brauchst und wünschst;
du setzest deine Grenzen nicht,
leidest still,
weil du nicht ernst genommen und nicht verstanden,
übergangen und überfordert wirst.
Ich will auf dich zukommen,
dich einfühlsam ansprechen,
geduldig warten,
die Hand anbieten,
hoffen, dass du wieder an dich glaubst,
deine Fähigkeiten und Möglichkeiten siehst,
zu dir stehst und dich eingibst,
auch wenn andere anders denken.
Auch wenn wir uns noch so sehr bemühen,
den richtigen Zeitpunkt und die richtige Dosis wählen,
alle Einflüsse berücksichtigen,
wird vieles nicht gelingen.
Manche Aussagen werden nicht verstanden,
Vorschläge zurückgewiesen,
Hilfen abgelehnt.
Vieles aber wird wirken,
ohne dass du es weisst,
vielleicht später als du erhoffst,
anders als du erwartest.
Du darfst gewiss sein:
Alles, was du liebevoll machst,
ist nicht umsonst.
Ich bin langsamer,
aber schnell genug;
weniger stark,
aber belastbarer;
eher müde,
aber geduldiger;
weniger fordernd,
grosszügiger.
Ich habe weniger Verpfichtungen,
dafür mehr Freiheit;
weniger Pläne,
dafür mehr Erinnerungen;
weniger Kollegen,
dafür mehr Freunde;
weniger Erwartungen,
dafür mehr Zufriedenheit.
Ich bin weniger hektisch,
viel gelassener,
dankbar
für alles, was gewachsen ist,
für alles, was wächst.
Ich glaube, dass
echte Anteilnahme
Beziehungen stärkt;
ruhiges Dasein
Neues schafft;
liebevolle Blicke
Zögernde ermutigen;
aufmerksames Zuhören
Gespräche fördert;
geduldiges Warten
Wunder wirkt;
wohlwollende Kritik
Fortschritte ermöglicht;
zärtliche Berührungen
Wunden heilen;
ehrliche Bestätigungen
Selbstwert steigern;
behutsame Hilfen
Zweifel beheben;
feinfühlende Worte
Erstarrtes bewegen.
Ich glaube, dass
es vor allem wichtig ist,
hier und jetzt offen zu sein,
und anzunehmen, was ist.
Ehrfürchtig begegnen
Ich
werde wohl nie ganz wissen,
was in dir geschieht,
was dich veranlasst, so zu entscheiden,
was du brauchst,
was hilfreich wäre,
was für dich wichtig und richtig ist.
Ich will mich bemühen, dich zu verstehen,
offen sein und geduldig zuhören,
annehmen, wenn es mir nicht gelingt;
mich hüten, dir zu raten,
wie du sehen und werten,
was du sagen und tun musst.
Ich will mich bemühen, einfühlend da sein,
dir Zeit lassen, so viel du brauchst,
nicht drängen und nicht fordern,
für dich da sein,
damit du nach und nach wagst,
du selbst zu sein.
Je besser ich mich selbst kenne,
mir bewusst bin, wie vieles nicht gelungen,
wie oft ich trotz gutem Willen Ziele nicht erreichte;
je mehr ich sehe, wie oft ich kläglich versagte,
desto leichter fällt es mir,
dich bedingungslos anzunehmen.
Was brauchen wir?
Tröstende Worte
statt harte Befehle;
wohlwollende Anteilnahme
statt vernichtender
Kritik;
geduldiges Dasein
statt dauernder Hetze;
gewährendes Loslassen
statt ängstliches Festhalten;
ermutigendes Fördern
statt unsinniges
Fordern;
einfühlsames Verständnis
statt vorschnelles Urteilen;
liebevolle
Unterstützung
statt distanziertes Zuschauen;
zärtliche Berührungen
statt hartes
Durchgreifen.
Wir brauchen Menschen,
die zu uns ja
sagen,
obwohl wir nicht so sind
wie sie uns haben wollen.
Stammtisch
Sie treffen sich regelmässig,
wenn immer möglich
am gleichen Ort zur gleichen Zeit.
Sie kennen einander,
wissen, wo sie wohnen,
bei wem sie arbeiten,
wer ledig und wer verheiratet ist,
welche Partei sie wählen,
welchen Verein sie unterstützen
und welches Auto sie fahren.
Sie sprechen über Sportresultate,
diskutieren Schiedsrichterentscheide,
schimpfen über die Behörden,
die in Wirklichkeit keine Ahnung haben,
fragen sich, woher das Geld stammt,
das der Neuzuzüger in seinen Bau investiert,
prahlen über ihren Erfolg bei Frauen
und erzählen, wer bei wem jetzt ein und aus geht.
Das alles ist ihnen wichtig,
und sie möchten diese Runde nicht missen.
Aber sie sagen nicht,
wenn sie traurig sind,
wovor sie Angst haben,
worunter sie leiden.
Das alles sagen sie nicht,
wagen sie nicht zu sagen,
das will niemand wissen.
Sie kennen einander,
brauchen einander,
brauchen jemanden,
der die Neuigkeiten kennt und zuhört.
Sie wissen, wie die anderen heissen,
aber sie bleiben einander fremd.
Es ist ein grosses Geschenk,
mit Menschen zusammen zu sein,
die nicht darauf aus sind,
immer mehr zu haben,
sondern unterwegs sind zu sich selbst;
Menschen,
die das Wesentliche suchen,
entfalten wollen, was angelegt ist;
die aufeinander hören
und voneinander lernen wollen;
die aufeinander zugehen
und für Mitmenschen einstehen;
die ihre Gefühle zeigen
und so Offenheit ermöglichen;
die herzhaft lachen können
und Trauer verstehen;
die Herausforderungen annehmen
und an ihnen wachsen;
die das Leben geniessen
und für jeden Tag dankbar sind.
Menschen, die wissen,
dass sie ihrem Leben nicht mehr Tage,
aber ihren Tagen mehr Leben geben können.
Am Grab der Mutter
Es ist gut,
dass wir nicht wissen,
wann unsere letzte Stunde ist,
wo wir dann sein werden,
wie sehr und wie lange wir leiden müssen,
wie wir sterben,
wer dann an unserer Seite ist,
und ob wir bewusst Abschied nehmen können.
Es ist gut,
dass wir das alles nicht wissen,
wichtig ist mir, dass ich jetzt
das Positive sehe,
Beziehungen pflege,
meine Möglichkeiten einsetze,
verantwortungsvoll lebe
und dankbar bin.
Deine Worte
bauen Brücken,
überwinden Klüfte,
schaffen Raum,
geben Halt,
zeigen neue Wege.
Deine Worte
wirken Wunder:
Ich wage wieder zu sagen,
was mich zutiefst betrifft.
Manchmal, wenn scheinbar nichts gelingt,
jede Frage verunsichert,
jede Forderung ängstigt,
jeder Schritt mühsam,
jede Aufgabe zu anstrengend
und jedes Ziel zu hoch ist;
manchmal,
wenn ich keine Kraft mehr habe,
an mir zweifle,
nicht mehr weiter weiss,
alles ausweglos,
ganz und gar misslungen scheint,
brauche ich Menschen,
die für mich da sind,
sich Zeit nehmen, mir Zeit lassen,
mir zu hören und mich verstehen wollen,
mich unterstützen und begleiten
und mir zutrauen,
dass ich die Schwierigkeiten annehme,
gelassener und geduldiger werde,
meinen Weg finde,
vertrauen lerne, dass wächst,
was in mir angelegt ist,
wenn die Zeit reif ist.